image_pdfimage_print

Kurze Zusammenfassung der Übung

Hören ist ein irreversibler Vorgang, was ich nicht gehört habe, weiß ich auch nicht. Ich kann nicht „zurückblättern“ oder noch einmal hören. – Wie muss ich meine Sprache gestalten, damit ich verstanden werde? – Warum kann ich nicht einfach Zeitungsartikel vorlesen? – Was ist meine eigene Sprache?

Ziel der Übung

Das Bewusstsein für die Verwendung einer anderen Sprache für das Entwerfen von Texten für das Radio soll bei den Teilnehmenden geweckt werden. Die notwendige Technik wird vermittelt.

Erwartete Lernergebnisse

Ein kurze geschriebene Radiomeldungen.

Notwendige Erfahrung und Fähigkeiten

Texte werden sprechend entworfen.

kurze, einfache Sätze; bei langen Sätzen klare Gliederung

(keine Schachtelsätze)

• bestmögliche Verständlichkeit: 9 Wörter je Satz

• allgemein gilt: Wichtigstes zuerst (besser: an 2. Stelle)

• Verb nach vorn, Trennung von Verb-Hilfsverb aufheben

logische Reihenfolge der Gedanken

• Aussagen klar und deutlich

geläufige, leicht verständliche (kurze) Worte

• unnötige Fachausdrücke vermeiden

• Fremdworte möglichst einfach erklären

bewusster Umgang mit Sprache (direkte Sprache)

• Vermeidung von Pleonasmen: völlig zerstört (zerstört ist zerstört), die Stadt

Freiburg

• Vermeidung ‹leerer› Adjektive: interessant, farbenfroh, exzellent

• Verwendung adäquater Bilder: Preisexplosion/Bevölkerungsexplosion

(es reicht: sehr starke Zunahme, warum Explosion?)

• nichtdiskriminierender Sprachgebrauch (Genauigkeit von Sprache)

Klischees können bedient oder gebrochen werden, Bsp: Opfer = Frauen, Täter = Männer, hohe Angestellte = Männer

oft neutrale Variante möglich: Studentinnen und Studenten = Studierende;

liebe Hörerinnen und Hörer = Herzlich willkommen alle zusammen!

bei langen Texten ist ein Wechsel zwischen den Geschlechtern möglich;

Unterscheidung von naheliegenden Begriffen: Migrant, Flüchtling

Achtung: Sprachgebrauch ändert sich! (z.B. vor Jahren Schwuler = Schimpfwort, heute schwul = Ausdruck von Stolz)

Redundanz (Zusammenfassen, Wiederholen)

Vorsicht bei Synonymen

• zu viele verschiedene Begriffe für ein und denselben Sachverhalt verwirren beim Hören mehr Verben als Substantive Aktivsätze statt Passivsätze

Vorsicht bei Verneinungen (nicht, kein, un-, doppelte Verneinung)

Selbsttest

1. Text sich laut vorsprechen + aufschreiben

2. zur Kontrolle sich selber den Text nochmal laut vorsprechen (sich zuhören)

3. missverständliche und schwierige Begriffe («Stolperfallen») ersetzen alles so aufschreiben wie es gesprochen wird

(z.b. Zahlen bis 12 als Wort, möglichst keine Abkürzungen)

Technische Infrastruktur und Gerätschaften

ein ruhiger Raum, am besten mit genügend Platz, damit sich die Teilnehmenden auseinandersetzen können.

Dauer der Übung

1 Stunde

Material

Zeitungen, Zeitschriften, Schreibmaterial, Handout „Schreiben fürs Hören“

Ablauf der Übung

Ablauf Die TN bekommen Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften. Sie sollen diese in kurze Radiomeldungen umschreiben.

Maximale Anzahl der Teilnehmenden pro Trainer

nicht mehr als 6 Teilnehmende pro Trainer

Risiken und mögliche Abwandlungen der Übung

Teilnehmende können leicht überfordert sein, weil das Schreiben für’s Hören, den in der Schule erlerntem und täglich praktiziertem generellen Schreiben von Texten entgegen steht. Die Teilnehmenden laufenleicht Gefahr in das „normale“ Schreiben zu verfallen.

Variationen

Die einzelnen Arbeitsschritte können immer in der Gruppe vorgestellt werden: Zuerst werden die Artikel laut vorgelesen, dann werden die wichtigsten Wörter herausgesucht, der Inhalt wird einmal anhand der Signalwörter frei nacherzählt, nach dem Umformulieren werden kleine Arbeitsgruppen gebildet oder die Texte getauscht und überarbeitet.

Arbeiten in Zweiergruppen, bei denen sich die Teilnehmenden ihre Versionen abwechselnd vorsprechen und dann aufschreiben, wenn die zuhörende Person die Information gut verstanden hat.

Tipps für Trainer

Die Aktivität ist sehr anspruchsvoll. Zwar besitzen die meisten TN ein unkonkretes Gefühl für die Unterschiede von geschriebener und gesprochener Sprache, jedoch lässt sich nicht aus dem Stand ein gut lesbarer Text schreiben. Dafür braucht es eine Menge Übung. Als Anregung könnte gegeben werden, den Inhalt frei zu erzählen und sich dabei aufzunehmen. Dann wird die Aufnahme transkribiert und im Nachhinein werden Ausdrücke und Formulierungen präzisiert. Die Arbeit mit Sprache ist immer auch gekoppelt an die Persönlichkeit eines Menschen.

Teilnehmende

Diese Aktivität sollte nicht mit Kindern durchgeführt werden. Diese würden durch die Aufgabenstellung schnell überfordert. Bei der Arbeit mit nicht-deutschsprachigen Teilnehmenden ist auf die Auswahl einfacher Ausgangstexte zu achten. Zeitungsdeutsch ist auch bei guten Deutschkenntnissen sehr schwer verständlich.

Überprüfung des Lernerfolgs

Es ist möglich, die geschriebenen Texte untereinander vergleichen und auswerten zu lassen. Wer würde welche Formulierung anders schreiben. Wichtig ist dabei zu betonen, dass es nicht um richtig oder falsch geht – jede Teilnehmende muss ihren eigenen Schreib- und Sprechstil finden und entwickeln. Das gegenseitige Kritisieren sollte nur in einer Gruppe durchgeführt werden, in der keine großen Spannungen herrschen.